Die Entscheidung
Als
beruflicher Lebenslauf sollte das aber vorerst genügen. Vielleicht nur noch die
Anekdote, wie ich die Entscheidung fällte auf meine alten Tage noch mal komplett
Umzusatteln.
Die letzten zwei, drei Jahre
wurden die laufenden Software-Projekte immer weniger und ich stand vor der
Entscheidung, suche ich mir ein, zwei neue Projekte oder lasse ich alles
auslaufen und breite mich auf den finalen Ruhestand vor ... oooder ...
Die dritte Alternative ließ ich erst einmal im Hinterstübchen vor
sich hin brüten, während ich mich auf dem Markt für Freiberufler umsah und meine
finanziellen Rahmenbedingungen durchrechnete, ob sie für einen Lebensabend in
Würde schon ausreichten.
Beide Recherchen brachten nicht das erhoffte. Neue Projekte gab es
zwar zu Hauf, aber meist nur Vollzeit und irgendwo in Deutschland, weitab vom
Schuss. Dazu war ich dann doch schon zu alt.
Auch meine Finanzen sahen zwar gut aus, aber falls ich das Pech
haben sollte Neunzig oder gar Hundert zu werden, würde ich doch etwas knapsen
müssen.
Lange Rede kurzen Sinn. Ein Zusatzverdienst musste her. Ich
machte das, was ein leidenschaftlicher Connoisseur von bestem schottischen
Single Malt, der immer wieder Gründe sucht, warum er sich wieder mal ein
besonders edles Tröpfchen zulegen sollte, eben so macht, und kaufte mir ein
besondes edles Fläschchen.
Es wurde ein 'Bruichladdich Octomore 10 Jahre Second Edition'. Er
war weder der teuerste, noch der beste Whisky, den ich je hatte, aber in beiden
Kategorien in den Top Ten. Mit 57,7% Alkohol und 167 ppm Phenolgehalt, war er
aber ein wuchtiges Erlebnis.
Die kommenden Monate gönnte ich mir dann wöchentlich ein bis zwei
Gläschen, während derer ich mir das Problem durch den Kopf gehen ließ. Immer mit
der Absicht, bis zum Ende der Flasche eine Entscheidung gefällt zu haben.
Mit dem letzten Schluck des letzten Glases war es dann auch
tatsächlich so weit. Der Entschluss stand fest und die Vorgehensweise war
ausgearbeitet.
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Der Plan
Beim Erlernen eines neuen Berufes sind drei Jahre Lehrzeit
üblich. Vermutlich aus gutem Grund. Da zu diesem Zeitpunkt schon feststand, dass
ich nicht mit einem Einzelroman anfangen wollte, sondern gleich mit einem ganzen
Fantasy-Zyklus, sah der Plan wie folgt aus:
- Lehrjahr Nummer Eins: Ein ganzes Jahr lang wird nur die 'Fantasy-Welt'
ausgearbeitet, mit Ländern, Völkern, Menschen, Sitten und Gebräuchen und vor
allem auch Karten. Das alles wird dann gut dokumentiert, was schon mal eine gute
Methode ist, das Schreiben zu üben.
- Lehrjahr Nummer Zwei: Jetzt erst wird mit dem ersten Buch angefangen. Hier
liegt aber erst einmal der Schwerpunkt darauf eine gute und funktionierende
tägliche Routine zu erlangen und einen Schreibstil zu entwickeln.
- Lehrjahr Nummer Drei: Bis zum Ende diesen Jahres sollte das erste Buch
fertig sein und ich die Fertigkeit erlangt haben, pro Jahr mindestens ein Buch
schreiben zu können.
Trotz einiger unerwarteter Probleme - zum Beispiel schlechter
werdende Gesundheit - gelang es mir diesen Plan genauso durchzuziehen. Ob das
mit dem 'pro Jahr ein Buch' auch tatsächlich schon klappt, werde ich erst
sehen, wenn das zweite Buch fertig ist.
Im Moment glaube ich zwar ganz gut in der Zeit zu liegen, aber es
könnte knapp werden. Naja, wenn nicht, dann klappt's halt mit dem Dritten.
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Tja, was soll ich über den Autor
erzählen, denn er ist mir immer noch etwas fremd.
Da wüsste ich noch deutlich mehr über die vorhergehenden
Professionen, Lebensabschnitte oder gar Seinszustände zu erzählen.
Um bei den rein Beruflichen zu bleiben, wären das in
chronologischer Reihenfolge: Der Schüler, der
Auszubildende, der Chemielaborant, der Zivildienstleistende, der Abiturient, der
Student, der Physikingenieur und zu guter Letzt der freiberufliche
Programmierer.
Diesen Letzten kenne ich natürlich am besten, nicht nur weil er mir
zeitlich am nächsten ist, sondern mich auch den längsten Zeitraum begleitete, nämlich
über drei volle Jahrzehnte.
Wolfgang Lupek
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